In Marsabit gibt es keine Hotels. Ich wohne dennoch einigermassen komfortabel im Guesthouse auf dem Gelände der lokalen Pfarrei. Heute habe ich hier mit dem Prinzen von Bayern gefrühstückt. Allerdings erkannte ich Franz Joseph, den Urenkel des letzten bayrischen Königs, Ludwig III. nicht als solchen und hielt den unauffälligen Mann mit langer Mähne und markantem Schnauz zuerst vielmehr entweder für einen Hippietramper oder einen der wenigen weissen Missionare der Gegend hier (weshalb ich auch nicht gleich ein Foto schoss und mich hier mit einer Aufnahme von Hans Albrecht Lusznat behelfe).
Die zweite Einschätzung stimmte haarscharf. Franz Joseph ist Missionar. Und zwar schon seit 30 Jahren. Seine Station liegt in Ileret, am äussersten Westzipfel der Provinz Marsabit, direkt an der äthiopischen Grenze. Father Florian ist Benediktinerpriester. Wer dies nicht weiss, kommt auch kaum drauf. Denn Pater Florian kann auch ganz weltlich. Den vielen NGOs im Land steht er skeptisch gegenüber. Er kritisiert die mangelnden Visionen für Afrika und befürchtet, dass die derzeitige Dürre dazu führen könnte, dass aus den Nomadenvölkern im Norden Kenias sesshafte Bauern gemacht werden. Das wäre katastrophal, sagt der Pater und hofft, dass mit der Hilfe im Dürregebiet die Selbständigkeit und ökonomische Autonomie der Menschen gestützt und gefördert wird. Pater Florian hält beispielsweise nicht viel von Lebensmittelverteilungen. Stattdessen fordert er Projekte, die den Menschen ermöglichen eigenes Geld zu verdienen, das wiederum für den Kauf von Lebensmitteln eingesetzt werden kann. Dieser Ansatz entspricht ziemlich genau auch der Philosophie von Caritas und den Projekten, die wir hier vorantreiben. Die Menschen in dieser kargen Gegend, wo nichts Essbares wächst, haben ihre Lebensmittel schon immer mit dem Erlös aus der eigenen Arbeit, der Viehzucht, gekauft. Die Dürre hat den Menschen mit dem Wegsterben der Viehbestände nun diese Möglichkeit genommen.
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