Sonntag, 14. August 2011

Hotel Plaza

Anders als die Leute, die hier ihr ganzes Leben verbringen, können wir wieder weg. Haben keinen Mangel an Wasser und keinen an Brot. Mich beispielsweise erwartet nach meiner Rückkehr in Nairobi ein komfortables Guesthouse. Kein Sternepalast, wir sollen ja keine Spendengelder in Ferienresorts investieren, aber immerhin, es ist ein richtiges kleines schniekes Hotel mit Dusche und einem Speisesaal.
Sind wir aber unterwegs in die Projektgebiete, und die liegen allesamt abseits der all-inclusive Safarirouten, dann haben wir meistens keine Wahl. Zu den besten Adressen auf dem Weg von Nairobi nach Garissa und Wajir gehört das Hotel Plaza.


Der Gasthof befindet sich direkt an der Strasse, in dem grössten Gebäude einer Ortschaft, deren Namen ich schon wieder vergessen habe.


Gemäss Wegweiser soll es hier noch eine zweite Unterkunft für Durchreisende geben. Bloss, wir waren zu müde, uns auch noch um Hotelvergleiche zu kümmern. Obschon, auf die da im Hof des Plaza hätten wir verzichten können.


Jambo Wajir

Wajir ist eine kleine, schmucklose Stadt mit knapp 40'000 Einwohnern, rund 700 Pistenkilometer nordöstlich von Nairobi. Es ist der Hauptort des gleichnamigen Countys, das rund dreieinhalb mal so gross ist wie die Schweiz. Die Bevölkerung gehört fast ausschliesslich zum muslimischen Stamm der Somali. Bauten wie auf diesem Bild gibt es nur in der Stadt. Ausserhalb von Wajir Town leben die Menschen in einfachsten Behausungen und unter extremsten Bedingungen.

Wajir County ist bettelarm. Und es wächst kein Grashalm mehr. Lebensmittel gibt es auf dem Markt in der Stadt. Hergekarrt mit Lastwagen aus Zentralkenia. Kohl, Reis, manchmal Mais, Linsen, Zucker, Tee. Nur, den Hirten fehlt das Geld, um Essen zu kaufen. Wegen dem Vieh. Die noch nicht verendeten Tiere kalbern nicht mehr, geben keine Milch und sind so mager, dass sie sich nicht mehr zu Geld machen lassen. Dazu kommt, dass als Folge der Dürre die Lebensmittelpreise explodiert sind. Nicht, weil plötzlich weniger Mehl oder Öl vorhanden wäre. Aber mit der Not lassen sich auch hervorragend Geschäfte machen.

Wajir ist neben Marsabit die zweite Caritas-Projektregion im Dürregebiet von Kenia. Wie in Marsabit wollen wir auch hier Trinkwasser, Nahrung und Futter für die Tiere liefern sowie mit Arbeitseinsätzen für die Dorfgemeinschaften Einkommensmöglichkeiten schaffen. Neben der Reparatur von Dämmen und Wasserfassungen (wie in Marsabit), drängt in Wajir auch die Entsorgung der massenhaft herumliegenden Tierkadaver. Vor allem in der Nähe der Hütten und der Wasserlöcher stellen diese zunehmend eine Gefahr für Hygiene und Gesundheit dar.

Jambo! Grüezi Wajir, wir kommen. Ich selber setze mich jetzt allerdings wieder in den Landcruiser und holpere so rasch wie möglich nach Nairobi zurück. Dort schreibe ich meinen Reisebericht respektive bringe das Hilfsprogramm in allen Details zu Papier, damit es in der Schweiz rasch bewilligt und hier sofort umgesetzt werden kann.




Der Exodus von Löwe, Giraffe und Co.

Zu tausenden liegen die Kadaver in den vertrockneten Ebenen. Das verdurstete und verhungerte Vieh wird da liegen gelassen, wo es gestorben ist. Den Rest besorgen die Krähen und Geier. Zwischen den verhungerten und verdursteten Ziegen, Schafen, Kühen und Kamelen der Bauern und Nomaden, liegen auch immer mehr Wildtiere. Vor allem Antilopen und Giraffen.

Der Osten Kenyas hat eine reiche Fauna. Neben Giraffen, Antilopen und riesigen und winzigen Vögeln gibt es hier auch Hyänen, Geparde und Löwen. In den wenigen bewaldeten Zonen am Rand der Halbwüste leben Büffel und Elefanten. Auch sie kämpfen ums Überleben. Der kenianische Wildlife Service KWS, der für die Nationalparks und den Schutz der Tierwelt zuständig ist, schätzt die Zahl des durch die Dürre getöteten Wilds auf weit über 2 Millionen. Dazu kommt, dass viele Tierarten kaum mehr Nachwuchs hervorbringen.
Auf der Suche nach Wasser und Nahrung legen auch Löwe, Giraffe und Co. immer weitere Strecken zurück, was an einzelnen Orten bereits zu einem eigentlichen Exodus der Wildtiere aus ihren angestammten Revieren geführt hat. Einzelne Arten suchen auch zunehmend die Nähe von Siedlungen. Die Hyänen, die sich am frühen Morgen keine hundert Meter von meiner Unterkunft entfernt herumtreiben, sind riesenhaft imfall! Gross wie Kälber! Zähne wie Dolche! Die Hyänchen in unseren Zoos sind halbe Portionen dagegen und wirken im Gegensatz wie Kuschelbärchen.